KBA erteilt EC 79-Zulassung für Wasserstoff-Hochdruckleitungen

Veritas Hochdruckleitung mit Gleverloc

Mit der kürzlich erteilten EC 79-Zulassung durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) ist für den hessischen Automobilzulieferer Veritas AG der Weg frei, erste Prototypen seiner Wasserstoff-Hochdruckleitungen für einen neuen Kunden zu fertigen. Die Zulassung der Leitungen durch das KBA öffnet dem Unternehmen die Tür zu einem Geschäftsfeld der Zukunft. Gleichzeitig ist die Freigabe des KBA ein wichtiges Signal nach innen und außen. Die Veritas AG befindet sich seit Mitte 2020 im Insolvenzverfahren.

Verbindung als Alleinstellungsmerkmal

Neu ist das Thema Leitungen für Brennstoffzellenfahrzeuge bei Veritas indes nicht. Die EC-Zertifizierung erweitert jedoch das bisherige Brennstoffzellen-Portfolio, zu dem unter anderem Leitungen für Kühlwasser und solche für den Kathoden- und Niederduck-Anodenkreislauf gehören. Seit Mitte der neunziger Jahre beliefert Veritas damit verschiedene deutsche Hersteller für deren Entwicklungs- und Versuchsfahrzeuge. Die erste Anfrage eines deutschen Autobauers nach Wasserstoff-Hochdruckleitungen gab es bereits vor fünf Jahren. Von Anfang an setzte das Entwicklungsteam der Veritas AG bei den Hochdruckleitungen auf eine Kugel-Kegel-Verbindung anstelle eines Schneidrings. Diese Technologie hat der international tätige Automobilzulieferer bereits im Jahr 2006 für Common-Rail-Hochdruckleitungen entwickelt und unter dem Markennamen GLEVERLOC® auf den Markt gebracht. „Eines der Alleinstellungsmerkmale des GLEVERLOC®-Systems ist der Einsatz eines patentierten Fertigungsschrittes. Hierdurch sind wir in der Lage, in dem für die Dichtheit maßgeblichen Bereich der Verbindung eine Oberfläche dazustellen, die frei von dichtheitsbeeinflussenden Kratzern, Längsriefen oder sonstigen Beschädigungen ist. In der Folge erreichen wir – respektive unsere Kunden – mit dem GLEVERLOC®-System Leckraten, die weit unter den vom Gesetzgeber geforderten Obergrenzen liegen“, sagt Dipl. -Ing. Sergio Pascuzzi, der bei der Veritas AG für Werkstoffe in der Vorentwicklung verantwortlich zeichnet.

Nationale Wasserstoffstrategie treibt Entwicklung voran

Die Entwicklung der Hochdruckleitungen bei Veritas erfolgt vor dem Hintergrund, dass der Bedarf an wasserstoffbasierten Antrieben in den kommenden Jahren insbesondere bei Nutzfahrzeugen stark steigen wird. Der Kölner Motorenbauer Deutz beispielsweise hat Mitte letzten Jahres einen marktreifen Wasserstoffmotor präsentiert (Automobilwoche vom 12.08.2021). Auch bei weiteren Herstellern läuft die Entwicklung auf vollen Touren und wird nicht zuletzt von der vom Bundesverkehrsministerium geförderten ambitionierten nationalen Wasserstoffstrategie Deutschlands getrieben. Die neue Regierungskoalition hat sich bereits darauf verständigt, diese Strategie noch weiter zu forcieren.

Über die Veritas AG

Die Veritas AG und ihre deutschen Tochtergesellschaften befinden sich seit Juli 2020 im Insolvenzverfahren unter der Verwaltung von Dr. Jan Markus Plathner, Partner in der Kanzlei Brinkmann & Partner. Seitdem ist es gelungen, den Betrieb zu stabilisieren und die Unternehmenstätigkeit fortzuführen.

Die Veritas AG ist das älteste kautschukverarbeitende Unternehmen Deutschlands. Mit seinen Tochtergesellschaften hat sich der Zulieferer als Entwicklungspartner der Automobilindustrie mit führender Werkstoff- und Systemkompetenz für das Fluid-, Thermo- und Dichtungsmanagement von Fahrzeugen einen Namen gemacht. Für Automobilhersteller, Tier 1-Zulieferer und Industriekunden ist Veritas auf drei Kontinenten vertreten mit Standorten in Deutschland, Sarajevo (Bosnien-Herzegowina), Mieders (Österreich), Dunakiliti (Ungarn), Kunshan (China), Puebla (Mexiko) und Cerkezköy (Türkei). Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück bis zur 1849 von William Elliott in Berlin gegründeten „Berliner Gummiwaarenfabrik“. Nach mehreren Fusionen im späten 19. Jahrhundert firmierte das Unternehmen von 1929 bis 1999 als Veritas Gummiwerke Aktiengesellschaft.